Wissenswertes zum Baum
Seilklettertechnik

Bei der Seilklettertechnik handelt es sich bei richtiger Anwendung um eine absolut sichere und effektive Arbeitsweise. Diese ermöglicht oft erst den Zugang in den gesamten Kronenbereich oder hilft, kostenaufwendige Arbeitsgeräte, wie z.B. Hebebühnen einzusparen.
Die Seilklettertechnik dient im wesentlichen dazu, mit Hilfe eines Kletterseiles jeden Punkt des Baumes unter ständiger Absturzsicherung zu erreichen. Hierfür wird vom Boden aus ein Seil in der Baumkrone eingebaut. An diesem Seil kann der Kletterer dann unabhängig von der Beastung aufsteigen und einem Pendel ähnlich die gesamte Baumkrone bis in den Feinastbereich hinaus bearbeiten.

Von den Berufsgenossenschaften und den Versicherungen wurde die Seilklettertechnik seit einigen Jahren unter bestimmten Voraussetzungen zur Baumarbeit zugelassen. Diese sind u.a.:
- Ersthelferausbildung
- Fachkundelehrgänge
- Arbeitsmedizinische Untersuchungen
- Theorie- und Praxislehrgänge mit Prüfungen
Sämtliche seilunterstützten Arbeiten dürfen nur von mindestens 2 in der Seilklettertechnik ausgebildeten und vollständig ausgerüsteten Personen durchgeführt werden. Dies gewährleistet, dass jederzeit für Erste Hilfe und Rettung im und am Baum gesorgt werden kann.

„Wir haben die Lizenz zum Klettern“ durch die entsprechende Seilklettertechnik-Ausbildung. Alle Mitarbeiter haben die von Versicherungen und Berufsgenossenschaften vorgeschriebene Seilkletterausbildung SKT A und B, was den Einsatz von seilunterstützten Arbeiten mit der Motorsäge im Baum erlaubt.
Kappungen

Bei Kappungen wird zumeist die natürliche Baumform zerstört, wodurch eine Vielzahl von negativen Entwicklungen gefördert werden kann. Grundsätzlich gilt, dass durch Einkürzungen das Wachstum der Bäume nicht beendet ist. Daher ist auch eine Wunschhöhe nicht dauerhaft möglich.
Die Bäume werden je nach ihrer Art dichter, breiter, bruchgefährdeter oder stark zuwachsend. Dies sind Folgen, die meist nicht erwünscht sind. Bei vielen Baumarten (z.B. Ahorn, Esche, Weide, Pappel, etc.) ist es möglich, dass Regenerationstriebe (neue Triebe an den Schnittstellen) einen Höhenzuwachs von bis zu 2 Metern pro Jahr herbeiführen.

Dadurch sind starke Rückschnitte oft schon nach wenigen Jahren wieder ausgeglichen, mit der weiteren Tatsache, dass aus einem entfernten Ast mehrere Triebe entstanden sind. Auch im Kroneninneren kommt es in Stammnähe durch den verstärkten Lichteinfall zu neuen Trieben und verstärktem Zuwachs. Die Krone wird wesentlich dichter und lichtundurchlässiger. Daher wird sich eine Kappung, die eigentlich für mehr Licht und weniger Laub sorgen sollte, nach wenigen Jahren ins Gegenteil entwickeln. Das Ergebnis ist ein entstellter Baum mit zunehmenden Problemen:

- An den großen Schnittstellen findet fast immer ein Fäulniseintritt statt. Dieser ist besonders problematisch, da sich die Fäule im „alten Holz“ nach unten ausbreiten kann, während der Baum weiterwächst. Dadurch werden Bruchstellen unterhalb neuer und gesunder Kronenteile geschaffen.
- Die unzähligen neuen Triebe an den Schnittstellen vereinzeln sich im Laufe der Jahre. Kleine Triebe sterben aus Lichtmangel ab. Es kommt zu Totholzbildung und Bruchgefahr.
- Auch bei Nadelbäumen, die an der Schnittstelle keine neuen Triebe ausbilden, wird das Wachstum nicht gebremst. Hier kommt es neben dem verstärkten seitlichen Zuwachs auch zum Aufstellen der letzten Astkränze. Das heißt, die obersten Äste übernehmen die Leittriebfunktion und richten sich aus der waagrechten in die senkrechte Stellung. Die Folge ist ein verstärkter Zuwachs der Äste mit dem Problem, dass die ehemals waagrechten Äste eine schlechte, ungenügende Astanbindung haben. Nach einigen Jahren kann es so, speziell bei Sturm und Neuschnee, zu Ausbrüchen oder zum Abknicken der einzelnen „Gipfel“ kommen.
- Einige Baumarten reagieren durch die Freistellung des schattengewohnten Stammes mit Rindenverletzungen (z.B. Sonnenbrand), was Absterben und Fäulniseintritt zur Folge haben kann.
- Das Verhältnis zwischen Krone und Wurzel wird abrupt und massiv verändert. Es kommt zum Absterben von Wurzelteilen mit evtl. Fäulniseintritt und Kippgefahr.
- Kappungen stellen in Sachen Baumwertermittlung eine Sachbeschädigung dar.
- Baumschutzverordnungen verbieten immer eine starke Kroneneinkürzung

Eine fachlich nötige Kroneneinkürzung zum Erhalt des Baumes ist nur sehr selten nötig (z.B. aus statischen Gründen). Dabei sollte aber auch dann berücksichtigt werden, ob der verbleibende Stamm diesen Fortbestand rechtfertigt

oder ob nicht eine Neupflanzung (standort- und artgerecht) eine dauerhafte Lösung darstellt.
Kappungen sind nicht fachgerecht und sollten unterlassen werden!

Zuschnitt

Für die natürliche Entwicklung des Baumes ist kein Baumschnitt nötig. Durch die unnatürliche Umgebung unserer Bäume ist ein Schnitt jedoch fast unvermeidbar. Dadurch werden nicht nur Gefahren wie Totholz oder Astbruch beseitigt, sondern auch die Form und das Aussehen der Umgebung angepasst, was nicht selten sogar das Lebensalter beeinflusst. Ein positiver Einfluss wird dann erreicht, wenn beim Schnitt die umfangreiche baumeigene Biologie berücksichtigt wird.

Ziel ist, einen vitalen, verkehrssicheren, der Umgebung angepassten Baum zu fördern.
Ein Kriterium für den Einfluss ist die Schnittwunde. Um ein Überwallen und damit ein Abschotten der Wunde zu ermöglichen, sollten die Schnittflächen (je nach Baumart) nur 5 bis 10 cm betragen. Je früher der Schnitt ausgeführt wird, desto geringer sind der Eingriff, der Aufwand und auch die Auswirkung für den Baum.

Beim Baumschnitt gilt: Lieber früher wenig, als einmal g`scheit.
Ein starker Eingriff bewirkt eine starke Reaktion (siehe Kappungen). Diese Reaktionen sind selten gewollt und nötigen zu weiteren Maßnahmen, die weitere Kosten mit sich bringen.
Erziehungs- und Aufbauschnitt

Beim Erziehungs- und Aufbauschnitt soll die zukünftige Baumform beeinflusst werden. Der Baum soll an bestehende Platzverhältnisse angepasst oder Fehlentwicklungen sollen frühzeitig beseitigt werden (z.B. Konkurrenztriebe).

Bei der Kronenpflege werden hauptsächlich negative Entwicklungen gemindert oder beseitigt. So werden zum Beispiel Äste entnommen, die sich kreuzen oder scheuern, die abgestorben, unterversorgt oder geschädigt sind, zu dicht oder ungünstig wachsen.

Kronenauslichtung

Bei der Kronenauslichtung wird der Kronenbereich ausgedünnt. Durch die Entnahme von Feinästen wird die Baumkrone lichter und lichtdurchlässiger. Ein Nachwachsen von Regenerationstrieben (Wasserreißer) kann bei richtiger

Schnittart und Schnittzeit minimiert werden. Dadurch ist die Kronenauslichtung oft die fachliche Alternative zu Baumeinkürzungen (Kappungen), die Baumbesitzer oft aus Licht- und Platzmangel bzw. befürchteter Bruchgefahr wünschen.

Kronenreduktion

Bei der baumerhaltenden Kronenreduktion geht es um geringes Einkürzen des Kronenmantels, um z.B. die Windlast zu reduzieren oder überlange, ungünstig entwickelte Äste einzukürzen.

Die Schnittmaßnahmen sind weitestgehend in den zusätzlich technischen Vertragsbedingungen (ZTV) für Baumpflege festgelegt. Diese sind Anhang an DIN-Normen und gelten somit als Richtlinien für unsere Arbeiten.

Kronensicherung

Die häufigste Versagensart bei Bäumen ist das Ausbrechen von Starkästen oder Kronenteilen. Um diese Gefahr zu vermeiden, ohne die Krone stark zurückzuschneiden, gibt es verschiedene Arten von Kronensicherungen. Von uns werden die dynamischen Systeme COBRA, BOA und GEFA verbaut.

COBRA und BOA sind Seile (Polypropylen Monofile), die je nach Bedarf direkt von der Rolle abgelängt werden. Von GEFA wird von uns hauptsächlich das Gurtband verwendet, was ebenfalls in der Länge flexibel abgelängt wird.

Die dynamischen Sicherungen haben gegenüber früheren starren Verbindungen einige Vorteile:
- Anpassungsfähige Montage ohne Werkzeug
- Einfache Kontrollen
- Förderung des Kompensationswachstums: Durch die Dehnung des Hohltaus kann sich der gesicherte Kronenteil bewegen. Dadurch kommt es weiterhin zu nötigen Holzeinlagerungen an den belasteten Stellen. Der Baum versucht sich weiterhin selbst zu stabilisieren.
- Automatisches Mitwachsen: Durch eine Schlaufe wird das Dickenwachstum des Stämmlings nicht be- oder verhindert.
- Scheuerschutz und Spreizband: An den umschlingenden Stellen wird ein Scheuerschutz eingebaut, was ein Einschnüren bei Windbewegungen verhindert. Ein Spreizband verteilt den Druck auf die umschlungenen Stellen.
Schnittzeitpunkt

Im Gegensatz zu früher wird heute in der Baumpflege das Schneiden in „baumaktiver Zeit“ bevorzugt. Hierfür sprechen einige Gründe:
- Der im Saft stehende Baum reagiert sofort auf die Wunde und versucht durch Zellaktivierung die Wunde abzuschotten, um einen Fäuleeintritt zu verhindern.
- Die Schnittstellen können nicht durch starken Frost zurückfrieren bzw. austrocknen. Es kommt nicht zum Absterben der Astenden.
- Die Schnittstellen werden durch verbleibende Ableiter sofort mit Assimilaten versorgt. Der Assimilatefluss ist für die Wundreaktionen entscheidend und läuft von den Blättern in Richtung Wurzel.
- Die Schnittstelle wird durch verbleibende Zweige mit Blättern beschattet. Es geht von der Schnittstelle weniger Wundreiz aus. Regenerationstriebe sind seltener.

- Die Wuchsphase ist bei späterem Schnitt weitgehend abgeschlossen. Regenerationstriebe bleiben aus.
Ein Baumschnitt unter minus 5 Grad Dauerfrost ist laut ZTV nicht zulässig.
Als Beispiel für falschen Schnitt und Schnittzeitpunkt dienen unzählige Bäume, denen jeden Winter ihre gesamten Feinäste entnommen werden und die im Sommer darauf wie Besen in den Gärten stehen. Durch das Abschneiden der gesamten Feinäste hat der Baum in der Vegetationszeit keine Blätter, diese sind aber wegen der Photosyntheseprodukte lebensnotwendig für den Baum. Deshalb verwendet er die gesamte gespeicherte Energie zum Neuaustrieb, zu Feinästen bzw. Wasserreisern. Reserven für eine Fruchtausbildung sind dann oft nicht mehr vorhanden.
